Vita

1954 Geboren in Freudingen, Westfalen
1979 - 1983 Studium der Bildhauerei an der FH Ottersberg
seit 1985 zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland
seit 1989 Atelier im Projekt E-Werk, Hallen für Kunst
1994 Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg
1996 Stipendium Götz & Moritz, Freiburg
1998 Preisträger des Kunstwettbewerbs der Diözese Rottenburg-Stuttgart
seit 2002 Lehrauftrag an der Pädagogischen Hochschule Freiburg
2002 - 2013 Lehrauftrag an der Katholischen Hochschule Freiburg
Lebt und arbeitet in Freiburg

Die Idee der Bewegung

Ausgreifende Balkenformen, filigrane Verstrebungen oder schwere Kuben verbunden durch Achsen, Drehgelenke und Schiebeelemente werden nach einem komplexen System direkt mit der Kettensäge aus dem Holz heraus gearbeitet. Weder werden dabei Teile eingefügt, noch auseinander gesägt und anschließend wieder verleimt oder verzapft. Diese Technik fasziniert. Und doch vermittelt diese Beschreibung nur den funktionalen Aspekt, das technische Zusammenspiel der einzelnen Teile.

CW Loths künstlerisches Prinzip konzentriert sich mehr auf den "Raum im Holz", wie er es selbst nennt. Es geht darum, Möglichkeiten zu schaffen, die Form eines kompakten Blocks aufzulösen und in den ihn umgebenden Raum hinein zu erweitern. Indem CW Loth das Innere nach außen klappt, schiebt und dreht, erreicht er diese Wirkung.

Dabei sind die Skulpturen nicht auf die tatsächliche Veränderung durch den Betrachter angelegt. Sie vermitteln die Idee der Bewegung, ohne sie jedoch durchführen zu müssen. Es ist eine verborgene, aber immer präsente Bewegung, die sich im Denken vollzieht.

Neben den sichtbaren Bearbeitungsspuren auf der Holzoberfläche simuliert diese imaginäre Bewegung für den Betrachter direkt nachvollziehbaren Teil des Entstehungsprozesses – sie beschreibt die kalkulierte Endphase in diesem Arbeitsablauf, die Vollendung der Form und gibt Einblick in das künstlerische Vorgehen, das so immer wieder aufs Neue vollzogen werden kann.

Christoph Schneider

Der Kern der Dinge – Skulptur und Grafik CW Loths

Holz ist der primäre Werkstoff CW Loths. Aufspalten, Freilegen, Öffnen und Entfalten kompakter Materie zu einem Raumgebilde hat er sich in Skulptur und Grafik zur Aufgabe gemacht.

Loths Arbeitsprinzipien sind klar und genau festgelegt: Alle Skulpturen sind mit einer Kettensäge aus einem Stück gearbeitet; keine Partien werden auseinandergesägt und nachträglich angestückt. Eine durch Vorstudien erprobte und festgelegte Schnittfolge löst die einzelnen Teile aus dem Stamm, sie bleiben durch verschiedene Arten von Achsen miteinander verbunden. Einzelne Abschnitte sind daher beweglich, aber nie vollständig herausnehmbar. Ins Gleichgewicht kommen Loths Skulpturen durch vorsichtiges Austarieren und Ausrichten der Achsen und Hebel. Es bilden sich Durchbrüche und Durchblicke, die erst beim Umschreiten der Arbeiten in ihrer Ganzheit wahrgenommen werden können, sie schließen sich auf, immer neue Öffnungen werden sichtbar und ein wachsendes Pontential von Raum wird erfahrbar.

Der Weg zur Grafik führte über die Entdeckung der Farbe. Während Loht bei seinen frühen Arbeiten eine Bearbeitung der Oberfläche oftmals durch Glättung oder Strukturierung vorgenommen hat, färbt er heute die vollendete Skulptur manchmal mit Preußischblau ein. Diese Entscheidung fällt allerdings erst ganz zum Schluss, nach dem Fertigstellen der bildhauerischen Arbeit. Wenn das Stück dann für sich "steht", bleibt es ungefasst, wird dagegen eine graphische Wirkung angestrebt, so erfolgt die Färbung mit diesem so dunklen Blau, dass die Zwischenräume im Holz fast schwarz wirken.

Die mögliche graphische Wirkung der Skulpturen führt Loth seit 1994 konsequenterweise dazu, das Motiv "Öffnung und Raum" auch umgekehrt zweidimensional zu erproben. Seither benutzt er eine der Skulpturen als Druckstöcke für Grafiken.. Der Abdruck ihrer Flächen und Linien auf weißem Papier umschließt teilweise tabernakelartig die Unendlichkeit des entfalteten Raums.

Paradoxerweise sind die Arbeiten beider Meiden absolut autonome Werke; nebeneinander gestellt offenbaren sie jedoch ihren Positiv-Negativ-Charakter und erweisen sich als Vorder- und Rückseite eines unsichtbaren, dazwischenliegenden Kerns: Durch das Sezieren des Stammes fördert Loth die ihm innewohnenden Möglichkeiten, sich raumgreifend zu öffnen, zutage.
Analog der Entfaltung einer Persönlichkeit, kann das Entfernen eines Schutzes, bzw. zu starke Aufgeschlossenheit zum Zusammenbruch führen. Während die mit der Kettensäge bearbeiteten Holzschichten und Achsen der Skulpturen diese Empfindung von Fragilität und Gefährdung vermitteln, weisen die Grafiken mit ihrer dünnen, papierenen Haut ebenfalls eine äußerst verletzbare Schutzschicht auf. Der sichtbare Kontakt mit der "kompakten Materie" ist aber auch für sie wichtig, daher bleibt die im Druck kräftig hervortretende Holzmaserung lebendiger Bestandteil der an die Zweidimensionalität gebundenen Raumgebilde. Es wird deutlich, dass sich Loth trotz einer Verschiebung der Schwerpunkte gewisse Grundmotive in Skulptur und Grafik erhält. Nebeneinanderstehend schließen sich beide Werkgruppen unsichtbar zu einer Einheit zusammen.

Dr. Antje M. Lechleiter